Matale ist eine Stadt von etwa 40.000 Einwohnern, sie liegt auf etwa 500m Höhe im nördlichsten Teil des Berglands in einem Talkessel, der sich nach Norden hin in Richtung Tiefland öffnet, das Zentrum des Kulturdreiecks um Dambulla und Sigiriya ist nicht weit entfernt, beide berühmte Orte gehören verwaltungstechnisch zum Matale-Distrikt. Von Süden verläuft hierhin über einen Bergpass die zentrale Hauptstraße der Insel vom 30km entfernten Kandy sowie die Eisenbahnstrecke Colombo-Kandy, deren Endstation Matale ist.
Nach der Geschichtschronik Mahavamsa hält man Matale für eine Gründung eines Ministers und Onkels des zweiten Singhalesenkönigs Pandukabhaya, des Gründers Anuradhapuras. Matale könnte sich von „Mathula“, dem Pali-Wort für „Onkel“ ableiten. Matale wäre somit so alt wie Anuradhapura, d.h. eine der frühesten singhalesischen Siedlungen. Doch in der überlieferten Geschichte von Pandukabhaya, dem ersten Singhalesenkönig, der ein großes Territorium der Insel vereinen konnte, und seinen Onkels, gegen die er dazu Kriege führte, lässt auch ganz andere historische Rekonstruktionen zu, nämlich dass es sich um legendenhaft verklärte Erinnerungen von Rebellionen der Einheimischen gegen die neue singhalesische Herrschafte handelte.
Die Briten erbauten in Matale Anfang des 19. Jahrhunderts das Fort MacDowell, um von hier aus das noch unabhängige Kandy unter Kontrolle zu bringen. Doch 1848 wurden sie hier von Aufständischen der „Matale Rebellion“ belagert, die indes in der Stadtverwaltung Steuerlisten verbrannten. Denn Auslöser des Aufstands war die Einführung direkter Steuern (oder alternativ: Zwangsarbeit) durch den britischen Kolonialminister Earl Grey, gedacht zur Entlastung der britischen Plantageninhaber von indirekten Steuern.
Am nördliche Rand des Stadtkern liegt an einer Flussbrücke ein sehenswerter Hindutempel, der übrigens den gleichen Namen trägt wie der neu gegründete Hindutempel in Hannover, nämlich Sri Muthumariamman (siehe Hauptfoto oben). Geweiht ist er der unter Tamilen sehr populären Göttin Mariamman. Die Vorsilbe „Muthu“ bedeutet wörtlich „Perle“ und wird ähnlich wie „Sri“ (oder Tamil „Tiri“) gerne Götternamen als ehrende Vorsilbe vorangestellt. Der letzte Teil des Namens der Göttin „amman“ bedeutet einfach Mutter, „Mari“ heißt „Regen“. Der Name erinnert daran, dass es sich bei dieser Göttin wahrscheinlich ursprünglich um eine alte tamilische Fruchtbarkeitsgöttin handelt. Sie wird in Südindien weniger in den städtischen Zentren als in den Dörfern der ländlichen Regionen verehrt, meistens dienen an ihren Tempeln lokale Laienpriester, die nicht einer Brahmanenfamilie entstammen. Wie so viele Lokalgottheiten wurde sie aber in den brahmanischen Pantheon als eine Erscheinung Parvatis, der Gemahlin Schivas, mythologisch und ikonographisch integriert. „Mariamman“ gilt bei heutigen Tamilen als Helferin gegen alle fiebrigen Krankheiten, insbesondere war sie im südindischen Raum die Pockengöttin.
Der Mariamman-Tempel von Matale wurde während der schweren antitamilischen Ausschreitungen 1983 beschädigt und danach prächtig restauriert. Er ist keine kunstgeschichtliche Kostbarkeit, aber zeigt die typische Gestalt eines südindischen Tempels, nämlich mit dem Torturm namens Gopuram als höchster und markantester Stelle des Komplexes und mit der üppigen Dekoration des Dachbereichs und der Tordurchgänge durch Hunderte von bunten Figuren, die Götter und Heroen des Hindupantheons darstellen. In Sri Lanka dürfte dies einer der augenfälligsten Tamilentempel sein.
Einige Kilometer außerhalb an der Ausfallstraße in Richtung Norden liegen die Hauptsehenswürdigkeiten Matales, nämlich das Felsenkloster Aluvihara sowie zahlreiche sogenannte Gewürz- und Kräutergärten. Dabei handelt es sich weniger um die eigentlichen Gewürzplantagen als vielmehr um kleine botanische Gärten mit Vorführungs- und Verkaufsräumen. Man sieht dabei nebeneinander Exemplare der unterschiedlichsten Bäume und Sträucher, die für ihren Geschmack oder ihre Heilkraft berühmt sind, nicht nur landestypische wie den Zimtbaum, sondern auch eingeführte wie den von den Molukken stammenden Gewürznelkenbaum. Bei den Führungen, die fast immer auch in deutscher Sprache möglich sind, wird vor allem auf die gesundheitsfördernden Wirkungen der Kräuter abgehoben, derer sich die traditionelle Ayurveda-Medizin bedient. Tatsächlich erfährt man dabei auch etwas über Inhaltsstoffe und über mehr oder weniger gesicherte Heilwirkungen von Pflanzen, wie sie von vielen Singhalesen für alltägliche Gesundheitsprobleme weiterhin genutzt werden, um sich den kostspieligeren Gang zu einem universitär ausgebildeten Arzt („English Doctor“) zu sparen. Meist wird nach dem Rundgang auch eine kleine kostenlose Massage angeboten. Vor allem dienen die Führungen durch den Garten und die Vorführungen der Endprodukte natürlich Verkaufszwecken. Die Preise an so einem touristischen Ort mögen überhöht sein, aber man hat hier eine Möglichkeit, auf unkomplizierte Weise die verschiedensten Produkte zu erstehen und die Sicherheit, genau das zu bekommen, was einem gerade beim Probieren gefallen hat.
Die eigentlichen Plantagen, vor allem für Kautschuk und Zimt, liegen weitab der Hauptstraße in dem weitläufigen Tal und an den unteren Berghängen. Manche der Gewürzgärten sind auch rein touristische Außenstellen von Plantagen aus ganz anderen Regionen des Landes.
Ein Besuch eine Kräuter- und Gewürzgartens sowie ein Fotostopp am Muthumariannam-Tempel in Matale sind Teil folgender der hier angebotenen zweiwöchigen oder dreiwöchigen Reiseprogramme "Kultur classic" und "Natur classic" bzw. "Kultur total" und "Natur total".
Reiseveranstalter ist die Firma
No. 80/b, Lewis Place,
Negombo,
Sri Lanka |